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Probleme der Planwirtschaft

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Exkurs: Probleme der Planwirtschaft

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Als Länder mit sozialistischer Planwirtschaft sind zu nennen die ehemalige DDR, die Länder der ehemaligen Sowjetunion/UdSSR (z.B. Litauen, Lettland, Ukraine, Estland, Russland), die ehemaligen Ostblock-Staaten Ungarn, Polen, Rumänien, Bulgarien, Tschechoslowakei sowie China.

Sie folgtem dem Modell und der Theorie einer Zentralverwaltungswirtschaft nach Karl Marx und Friedrich Engels, die sich zum Ziel gesetzt hatten, das kapitalistische System zu überwinden.

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Karl Marx

Karl Marx (1818-1883)

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Im Unterschied zur zentralistischen Planwirtschaft erfolgt die Planung der einzelwirtschaftlichen Aktivitäten in der Marktwirtschaft dezentral, d.h. Haushalte und Unternehmen bzw. Konsumenten und Produzenten können ihr wirtschaftliches Verhalten weitgehend in eigener Verantwortung planen.

Die Feststellung des notwendigen Aufwands an Arbeit und Produktionsmitteln für eine aus der Sicht des Kommunismus optimale Güterversorgung der Volkswirtschaft erfolgt nicht planmäßig, sondern eher zufällig aufgrund eines spontanen und für den einzelnen Produzenten anonym bleibenden Spiels.

Ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage stellt sich erst im nachhinein auf dem Weg vieler Irrtümer und Versuche ein. Im Unterschied dazu versucht die sozialistische Planwirtschaft die Anarchie der gesellschaftlichen Produktion durch eine planmäßig bewußte Organisation zu ersetzen:

Eine staatliche Planbehörde soll darüber entscheiden, welche Güter in welcher Menge und Qualität zu produzieren sind und nach welcher Reihenfolge sie an andere Unternehmen und Haushalte verteilt werden.[1]

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Durch die zentrale Planung erhält jeder Sektor und jeder Betrieb der Volkswirtschaft genau den Anteil an der Gesamtarbeit, der vom Standpunkt einer optimalen Güterversorgung notwendig ist. Damit werden die Arbeitsanteile nicht mehr länger im Rahmen krisenreicher Anpassungen im nachhinein ermittelt, sondern sollen aufgrund bewußter Planung (besser) festgelegt werden.

Aus diesem Grund soll in der staatlichen Planwirtschaft eine im Vergleich zur freien Marktwirtschaft weitaus produktivere Gesamtordnung zustande kommen. Der (theoretisch) erzielbare, vergleichsweise höhere ökonomische Wohlstand soll außerdem in Folge der Beseitigung des Privateigentums an Produktionsmitteln mit einer gerechteren Güterverteilung verbunden sein:

Weil alle Mitglieder der Gesellschaft Eigentümer der Produktionsmittel sind und damit Gleichheit in bezug auf die Stellung zu den Produktionsmitteln gewährleistet ist, soll es in der Planwirtschaft dieser Definition nach keine Ausbeutung des Menschen durch die Klasse der Vermögenden mehr geben können.

Mit der kommunistischen Gesellschaftsordnung und sozialistischen Wirtschaftsordnung soll als weiterer Vorteil die Entfremdung des Menschen von den Erzeugnissen seiner Arbeit beendet werden, die nach dieser Auffassung weitgehend durch die Produktion für anonyme Märkte bedingt ist.

Die zentrale Planwirtschaft des Kommunismus soll darüber hinaus den mit der Konkurrenz in der Marktwirtschaft verbundenen „Zwang“ zum Gegeneinander der Menschen in ein Füreinander umwandeln: Der Kampf ums Einzeldasein wandelt sich in einen Zustand der solidarischen Zusammenarbeit, in der sich der Einzelne selbst verwirklichen kann.

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Friedrich Engels

Friedrich Engels (1820-1895)

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Nach der Auffassung von Friedrich Engels scheidet der Mensch erst von diesem Augenblick an endgültig aus dem Tierreich aus und tritt in menschliche Daseinsbedingungen ein:

„Es ist der Sprung der Menschheit aus dem Reich der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit... Erst von da an werden die Menschen ihre Geschichte mit vollem Bewußtsein selbst machen können.“[2]

Das Modell der sozialistischen Planwirtschaft und die prognostizierten Vorteile konnten jedoch in der Praxis aufgrund der vielen unüberwindbaren Probleme bis heute nicht umgesetzt werden.

Überall dort, wo die sozialistischen Ordnungsmerkmale durchgesetzt wurden, zeigte sich bis heute ein unübersehbarer Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Die von Friedrich Engels als Entwurf angedeutete neue Qualität des menschlichen Zusammenlebens, erreicht durch die Beseitigung der planlosen, anonymen Warenproduktion und die Vergesellschaftung der Produktionsmittel in der Planwirtschaft, wartet bis heute noch auf ihre Erfüllung.[3]

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Im Vergleich zur freien Marktwirtschaft hat die sozialistische Planwirtschaft und Wirtschaftsordnung gerade in der ehemaligen DDR, China, Ungarn, Polen, Bulgarien und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion/UdSSR wie Russland, Litauen, Lettland, Ukraine oder Estland keinen höheren Wohlstand und keine vergleichbaren Freiheitsrechte hervorgebracht.

Als Erklärung für dieses Scheitern sind Mängel und Konstruktionsfehler innerhalb der sozialistischen Wirtschaftsordnungen zu nennen: Diese gehen von einer unrealistischen Vorstellung über das Planungs- und Lenkungsproblem in Industriegesellschaften aus, basierend auf einem unrealistischen Menschenbild.[4]

Der Anspruch, die volkswirtschaftlichen Prozesse bewußt und zielgerecht zu planen, führt notwendigerweise zu einer zentralen staatlichen Planungsbehörde, bei der ökonomische und politische Macht zusammengeballt sind.

Der großen Mehrheit der Gesellschaftsmitglieder verbleiben dabei nur minimale Entscheidungsspielräume: Vorgänge in der Marktwirtschaft wie freier Handel, die Festlegung von Preisen, die Nutzung von Produktionsfaktoren sowie deren koordinierter Einsatz sind in der Planwirtschaft des Sozialismus an staatliche Genehmigungen und zentrale Kontrollen gebunden.

Die Nachteile und Probleme der zentralen Planung und Koordination liegen in der Unüberschaubarkeit volkswirtschaftlicher Prozesse begründet: In einer komplexen Industriegesellschaft übersteigt die Zahl der zu planenden Güter die Millionengrenze.

Zusätzlich gehen in einem arbeitsteilig organisierten Industriesystem Tausende von Daten in jeden Produktionsprozeß ein. In der Konsequenz müßten von einer zentralen Planungsstelle Milliarden derartiger Daten richtig eingeplant werden. Das Versagen der Planwirtschaft ist somit vorprogrammiert.

Daher genügt es nicht, wie Friedrich Engels glaubte, einfach zu wissen „wieviel Arbeit jeder Gebrauchsgegenstand zu seiner Herstellung bedarf“, um danach den Volkswirtschaftsplan aufzustellen.[5] Vielmehr muß bekannt sein, welcher Bedarf mit Hilfe welcher Güter in welchen Arten und Mengen mit welchem Verfahren zu produzieren ist und wie und auf wen er zu verteilen ist.

Das wiederum erfordert Informationen über relative Knappheiten aller Güterarten, um über die Verwendung der Güter zu entscheiden. Es müssen die Differenzen zwischen tatsächlicher Verfügbarkeit und tatsächlichem Bedarf der einzelnen Güterarten bekannt sein, sonst ist eine rationale Planung und Lenkung der Wirtschaftsprozesse nicht möglich.

Wird dabei auf den Markt als Informationssystem verzichtet, in dem über den Preisbildungsmechanismus relative Knappheiten von Gütern einfach, aber effizient angezeigt werden, verbleibt nur die Zentralisation der Informationen in Verbindung mit einer zentralen Koordination der wirtschaftlichen Entscheidungen.[6]

Die Planung zukünftiger Wirtschaftsabläufe bedeutet aber nichts anderes, als die Programmierung zukünftiger Verhaltensweisen von Millionen von Menschen. Die Umsetzung des zentral festgelegten Plans hat zwangsläufig mit Hilfe konkreter Regeln und Verhaltensgebote, wie Planauflagen und Kennziffern zu erfolgen.

Dabei muß der Handlungsspielraum der einzelnen Produzenten im Kommunismus minimal gehalten werden, andernfalls wäre die Erreichung des angestrebten Sollzustandes gefährdet.

Warum scheiterte die sozialistische Planwirtschaft noch bzw. warum ließen sich die prognoszitierten Vorteile nicht umsetzen?

Die zentrale Programmierung der Verhaltensweisen in der Planwirtschaft haben als Nachteile zur Folge, daß sie zur Einengung persönlicher Freiräume und zur Unterwerfung des Einzelnen unter den Willen der zentralen Leitung führen, welche die Umsetzung ihres Plans über Auflagen und Verhaltensgebote erzwingen muß.

In so einem System wären Menschen erforderlich, die ihr Leben einzig und allein an den staatlichen Wirtschaftsplänen ausrichten, die ja gesellschaftliche Interessen widerspiegeln. Diese Menschen dürften nur von sozialen Tugenden geleitet werden. Besitz- und soziales Aufstiegsstreben, Egoismus, Neid und sonstige allzu bekannte menschlichen Schwächen müßten ihnen fremd sein.

Die plankonforme Arbeit müßte zum ersten Lebensbedürfnis werden. Tatsächlich lassen sich im Vergleich derartig vollkommene Wesen in der bisherigen Geschichte der sozialistischen Wirtschaftsordnungen und ihrer Planwirtschaft nicht nachweisen.

Wären die Menschen reine Altruisten, so wären Leistungsanreize überflüssig. Jeder würde auch so das Richtige tun und sich genauso anstrengen, als kämen die Vorteile und Früchte seiner Arbeit nur ihm allein zugute. In der Tat geht der Kommunismus im Gegensatz zur christlichen Lehre vom Bild des guten Menschen aus.

Aber leider sieht die Wirklichkeit heute anders aus, weil die (meisten) Menschen zum Egoismus neigen. Wegen der fehlenden Anreize mußte deshalb das wirtschaftliche Verhalten den Menschen zentral vom Staat befohlen werden, und wegen der Ineffizienz der Güterproduktion mußte die Regierung Gewalt einsetzen, um den politischen Protest der Bevölkerung besser einzudämmen.

Ein ökonomisches Wirtschaftssystem kann jedoch nur dann Erfolg haben, wenn es auf einem realistischen Menschenbild basiert. Ein Wunschtraum wie in der sozialistischen Planwirtschaft des Kommunismus ist zum Scheitern verurteilt.

Wie die Geschichte gezeigt hat, passen die Spielregeln der freien Marktwirtschaft viel besser zur industriellen Massenproduktion und ermöglichen eine weitaus bessere Entfaltung der Produktivkräfte als die Regeln der kommunistischen Wirtschaftsordnung mit ihrer zentralen Planwirtschaft.[7]

Deshalb sind die meisten ehemals kommunistisch regierten Länder mit Planwirtschaft heute dabei, ihre zentral gelenkten Planwirtschaften mit Staatseigentum in Marktwirtschaften mit überwiegendem Privateigentum umzuwandeln.

 

 

[1] Vgl. Woll, A. (1984), Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 8.A, München, S.67.

[2] Vgl. zu Unterschiede und zur Definition Hamel, H. (1989), Soziale Marktwirtschaft - Soziale Planwirtschaft, München, S.17/19.

[3] Vgl. auch zu Vor- und Nachteile der ehemaligen DDR: Ebenda S.21f.

[4] Vgl. zu Unterschiede und zur Definition Hamel, H. (1989), Soziale Marktwirtschaft - Soziale Planwirtschaft, München, S.21f.

[5] Matis, H. (1992), Der Weg aus der Knechtschaft, Wien, S.54.

[6] Ebenda S.55

[7] Vgl. zur Wirtschaftsordnung und Wirtschaftsordnungen im Vergleich Sinn, G. u. H.-W. (1993), Kaltstart, 3.Auflage, München, S.3-5.

 

 

 

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