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Die Wirtschaftsordnung der freien und sozialen Marktwirtschaft und Marktversagen |
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Bei der Lösung der Umweltkrise stellt sich die Frage, welche Bedeutung staatliche Korrektive in das Wirtschaftssystem haben können. In den westlichen Industrieländern und Europa hat sich im Zuge des Liberalismus überwiegend die Marktwirtschaft durchgesetzt:
In Deutschland hat sich seit 1949 als System die soziale Marktwirtschaft nach Alfred Müller-Armack (1901-1978) etabliert. Diese Entwicklung geschah nicht zuletzt unter der damaligen Regierung von Konrad Adenauer und seinem Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, welcher in der Geschichte als der politische Vater der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland gilt. Die soziale Marktwirtschaft weist dem Staat die Aufgabe zu, dafür zu sorgen, daß die Vormacht und das Monopol Einzelner oder Weniger die Produktivität der Vielen nicht behindert. Konzerne, grosse Unternehmen, Kartelle und allgemein marktbeherrschende Stellungen gefährden nach dieser Definition Ordnungsmerkmale und das Funktionieren der Marktwirtschaft und müssen verhindert bzw. einer staatlichen Kontrolle unterworfen werden. Der Begriff "soziale Marktwirtschaft" nach Ludwig Erhard bezeichnet eine Marktwirtschaft mit fest eingebundenen Elementen und System-Regeln, die das Handeln des Einzelnen und von Unternehmen bei größtmöglicher Freiheit so lenkt, daß im Gesamtsystem automatisch soziale Gerechtigkeit herrscht. Im Vergleich zum Nachtwächterstaat in der freien Marktwirtschaft und der damit verbundenen sozialen Kritik und Nachteile, tritt der Staat in der sozialen Marktwirtschaft als Sozialstaat auf: Der Staat soll soziale Unterschiede innerhalb der Bevölkerung bis zu einem gewissen Grad ausgleichen, damit alle in der Wirtschaft an gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen teilnehmen können.
Damit die Marktwirtschaft besser bzw. überhaupt funktionieren kann, muß der Staat und die Politik mit einem Mindestmaß in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen. In einem ersten Schritt werden deshalb zunächst anhand ausgewählter Beispiele aus dem Bereich Wettbewerb, Arbeitslosigkeit, Währung, Umwelt und Ordnungspolitik die Bedeutung und Aufgaben staatlicher Korrektive für die Funktionsfähigkeit einer Marktwirtschaft an sich erläutert. In einem zweiten Schritt geht es dann um die Notwendigkeit und Probleme staatlicher Korrektiven im Bereich vom Umweltschutz (Umweltgüter) und öffentlicher Güter aufgrund externer Effekte in einer Marktwirtschaft. Staatliche Rahmenbedingungen und Korrektive sind aufgrund von Marktversagen [3] der freien Marktwirtschaft (auch allokative Marktmängel) in folgenden Bereichen zwingend notwendig:
[1] Das Saysche Theorem lautet in seinen Grundzügen: Geplantes Angebot und geplante Nachfrage müssen in einer geschlossenen Volkswirtschaft übereinstimmen. Wer am Markt ein Gut (etwa auch die eigene Arbeitskraft) anbietet, tut dies, um Einkommen zu erzielen, damit er selbst Güter kaufen kann. Er schafft durch sein Angebot von Gütern eine Nachfrage nach Gütern. Vgl. zum Sayschen Theorem auch Ulrich van Suntum: Die unsichtbare Hand. Ökonomisches Denken gestern und heute. 2. Aufl. Berlin u. a. 2001, S. 96. Vereinfacht kann das Saysche Theorem auch folgendermaßen formuliert werden: Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage in einer Wirtschaftsordnung selbst. [2] Sinn, G. u. H.-W. (1993), Kaltstart, 3.Auflage, München, S. 3-5. [3] Die reine und freie Marktwirtschaft weist Marktversagen außerdem im Bereich der Wettbewerbskontrolle, der sozialen Gerechtigkeit oder bei der Wahrung der Rechte künftiger Generationen und anderer Lebewesen auf. Vgl. dazu auch Lachmann, W. (1993), Umwelt - Wirtschaft - Ethik, Moers, S.33 und die Diskussion um Artenschutz und Tierschutz in einer ökologischen Marktwirtschaft.
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